Ausbildung im Overhead-Bereich (Höhlen & Bergwerke)

Wegen vieler Nachfragen hier ein kleiner klärender Beitrag zum

Brett vor dem Kopf bei der Overhead-Ausbildung

Es gibt immer wieder Verwirrung über die Wege, die man nehmen kann
oder muss, um zum vollständigen Höhlentaucher ausgebildet zu werden.
Neben den Fragen zum Ausbildungsweg kommen auch immer die
Fragen zur Ausrüstung (Twin Set, Sidemount oder CCR) hinzu.

Hier eine Auflistung, so wie ich diese Kurse anbiete und welche Möglichkeiten es gibt.

Vom Grundsatz her biete ich zwar eine zweistufige Ausbildung an, aber Kurse wie der Cavern Diver sind trotzdem eine gute Voraussetzung, ob das „Overhead Environment“ einem zusagen oder ob man sich doch eher anderen Bereichen zuwenden möchte. Eine Guidance in einem Bergwerk usw. helfen hier auch ungemein.

Hat man sich dann dafür entschieden, geht es auch schon los … verschiedene Verbände … verschiedene Terminologien. Praktisch kann man in den meistens Verbänden eine ziemlich gleiche Struktur finden. Nur nennt jeder Verband seine Lehrgänge so wie er es für richtig hält. Früher haben die rein technischen Verbände Ausbildung um Höhlentauchen angeboten – heute findet man diese Kurse in fast jedem Verband. Hier hat der angehende Höhlentaucher das erste große Problem einen „guten“ Höhlentauchlehrer zu finden … aber das ist hier nicht das Thema.

Hier ein paar Namen für praktisch gleichwertige Ausbildungsinhalte (laut Standards der Verbände) von verschiedenen Tauchverbänden (ohne sie zu nennen) mit dem klassischen Twin Set System – mit natürlich kleinen Unterschieden vom Inhalt her von Verband zu Verband:

Verband  a

Verband b

Verband c

Verband d

Intro to Cave Diver

Cave I Diver

Introductory Cave Diver

Cave Diver

Full Cave Diver

Cave II Diver

Cave Diver

Full Cave Diver

Wie man sieht überschneiden sich hier sogar Namen in Level oder Stufe I und II. Zusätzlich gibt es bei verschiedenen Verbänden noch „Unterstufen“ oder auch „Zwischenstufen“, wobei sich der Taucher selbst fragen muss, ob diese für ihn wirklich sinnvoll sind oder nicht. Wer gerne Karten sammelt ist dabei natürlich genau richtig.

Hinzugekommen ist die Unterscheidung zwischen „natürlichen“ Höhlen und Bergwerken (Mines).
Somit gibt es für die zwei Level auch zwei Mine Diver Level: (Natürlich benennen die verschiedenen Verbände diese auch wieder unterschiedlich)
Da ich die Overheadausbildung nach den Standards von TDI und SSI durchführen kann, werde ich mich hier auf diese beiden Verbände von der Terminologie her halten.

TDI (mit Doubles)

SSI

Mine Diver Level I

Mine Diving

Mine Diver Level II

Full Mine Diving

Die Grundskills der Mine Diver Kurse entsprechen denen der Kurse für die natürlichen Höhlen, aber es gibt hinsichtlich der Umgebung einige gravierende Unterschiede. So kann man Strömungen, die in natürlichen Höhlen einen kritischen Faktor ausmachen können, in Bergwerken vergeblich suchen. Die Unterscheidung hat also ihren Sinn.

Der Level 0 bzw. der Cavern Diver, Limited Mine Diver oder der XR Mine Diver dienen für den ersten Schritt, ob das Tauchen im Overhead Environment überhaupt etwas für einen ist.  Dabei hält man sich stehts in der sogenannten Tageslicht-Zone auf. Dieser muss nicht unbedingt durchlaufen werden. So kann man auch mit dem Level 1 beginnen der in den Bereich führt in den kein Tageslicht mehr reicht. Nach erfolgreichen Abschluss kann der Taucher in gewissen Grenzen bzw. mit Einschränkungen tauchen, um Erfahrung zu sammeln. Im Anschluss kann man bei Interesse und ausreichender Praxis an einen Kurs für nächsten Level teil nehmen.
Hierbei ist es auch egal, ob man im Level I den Mine oder Cave Bereich abgeschlossen hat. Man kann dann den Level II anschließend wahlweise im Mine oder Cave Bereich durchlaufen.

So kann man auch nach einem Mine Diver Level I direkt an einem Full Cave Diver oder nach einem Intro to Cave Diver an einem Mine Diver Level II teil nehmen. Auch ein Cross von einem Mine Diver Level II zu einem Full Cave Diver oder umgekehrt ist möglich, um die Besonderheiten der jeweiligen anderen Umgebung kennen zu lernen.

Nach dem Full Cave Diver gab es dann die so von mir so genannten Cave-Specialties, wie den TDI „DPV (Scooter) Cave Diver“, den TDI „Underwater Cave Surveying Diver“ (Karte der Höhle erstellen) oder den TDI „Stage Cave Diver“
und eben die Kurse

  • Sidemount Cave Diver
  • Rebreather Cave Diver

neben weiteren speziellen Kursen rund ums Höhlentauchen.

Heutzutage tauchen aber bereits viele Sidemount oder ein Kreislaufgerät, so dass es ausbildungsmäßig keinen Sinn macht diese Taucher erst wieder auf ein Doppelgerät zu zwingen, um dann später wieder zur eigentlichen Primärausrüstung zurück zu kehren.

D.h. jetzt besteht die Möglichkeit direkt mit seinem bevorzugtem Hauptsystem die Ausbildung zu durchlaufen. Grunsätzlich sieht die Struktur dann folgendermaßen aus (Kursnamen je nach Verband leicht unterschiedlich – Zusätzlich lasse ich hier den level 0 weg):

Twin Set

Sidemount

Rebreather

OC Intro to Cave Diver

Sidemount Intro to Cave Diver

Rebreather Intro to Cave Diver

OC Full Cave Diver

Sidemount Intro to Cave Diver

Rebreather Full Cave Diver

Dabei ist natürlich zu beachten, dass vor einem Overhead Environment Kurs des Levels I oder II der Grundschein für das entsprechende Kreislaufgerät vollendet sein muß (incl. 50 std & 50 Tauchgänge) oder im Falle von Sidemount ein Sidemount-Kurs erfolgreich beendet sein muß.
Das gleiche gilt dann analog zu dem Mine Diver Programm. Grundsätzlich muss man seine Primärausrüstung gut beherrschen und sich damit vollommen wohl fühlen.
Es gibt immer wieder tolle Namenskombinationen die sich von Verband zu Verband unterscheiden und auch innerhalb ein und desselben Verbandes ist oft leider die Namensterminologie nicht konsistent und somit oft leicht verwirrend.
Hier muss man auf den Inhalt achten … ob der Kurs mit Sidemount, Rebreather oder OC Backmount (TwinSet) und dann auf welchem Level der Kurs einzuordnen ist.
Man darf sich einfach nicht verwirren lassen und im Zweifelsfall einen Instructor des entsprechenden Verbandes fragen.
SSI hat es folgendermaßen gelöst: es gibt die 6 Lehrgänge (je 3 für Cave und je drei für Bergwerke) und über einen Vermerk auf der Zertifizierung sieht man, für welche Ausbildungskonfigurationen diese Zertifizierung gültig ist. So hat man ein Brevet / Ticket / Zertifizierung, auf der bis zu drei verschiedene Ausrüstungskonfigurationen stehen können. Nahezu alle anderen Verbände stellen für jede Konfiguration ein eigenes Brevet aus.

Eine Besonderheit gibt es noch bei allen Rebreather oder CCR xxx Diver Kursen … sie sind geräteunspezifisch.
D.h. ein Dive Center, Basis oder ähnliches, das es mit der Überprüfung der Brevets genau nimmt, will nicht „nur“ den „Rebreather Cave Diver“ Schein (welcher Level auch immer) sehen, sondern auch den Grundtauchschein für den spezifischen Rebreather mit dem der Taucher tauchen möchte. Wird im Taucherleben jetzt der Rebreather gewechselt, muss nur ein Schein für den neuen Rebreather gemacht werden, aber nicht die Caveausbildung wiederholt werden, was auch unsinning wäre. Natürlich sollte eine angemessene Anzahl an Stunden im offenen Gewässer auf dem neuen Gerät absolviert werden, bevor man sich mit der neuen Einheit ins Overhead Environment begibt.

Quersprünge sind mit etwas Logik auch kein Problem … falls ein TDI OC „Full Cave Diver“ den Weg zu einem Rebreather gefunden hat und seinen Kurs auf der Maschine erfolgreich abgeschlossen hat, anschließend ca. 50 std im offenen Gewässer gesammelt hat  … muss dieser Taucher dann einen vollen TDI „CCR Full Cave Diver“ durchlaufen ???
NEIN … warum auch … Der Taucher wechselt ja „nur“ seine primäre Tauchausrüstung, während sich die Umgebung nicht ändert.
Die Seiltechniken, die Navigation, Umgang mit Reels usw. haben sich ja auch nicht geändert. Jetzt würde ein Crossover oder Upgrade erfolgen, in dem natürlich auch etwas im alten Stoff „gestochert“ wird, aber in dem es um die Besonderheiten des Rebreathers in der Höhle geht. Gleiches gilt für SSI.

Grundsätzlich darf man auch nicht vergessen, dass die meisten Höhlen und Bergwerke in Privatbesitz sind und somit das Hausrecht gilt und keine Regeln, die ein Verband herausgibt. Auch liegt es beim Besitzer, welche Verbände oder auch welche einzelnen Personen er akzeptiert und welche nicht. Ich selbst muss ja auch niemanden in mein Haus lassen, nur weil er ein Brevet im „Türdurchschreiten“ hat. Ist der Besitzer einer Höhle also der Meinung, dass man in seine private Höhle nur rein darf, wenn man neben dem Ausbildungsnachweis auch einen komplett pinken Trocki und neongelbe Flossen mit der Aufschrift „Ich bin doof“ tragen muß, so hat man die Wahl … nicht tauchen oder die Klamotten tragen … es liegt bei jedem selbst 🙂

Zum Schluss noch die TDI und SSI Terminologie für die einzelnen Lehrgänge:

Kleiner Nachtrag aufgrund vieler Nachfragen:

Kann ich nach Abschluss eines „Intro Cave Diver“ Kurses mit einem „Full Mine Diver“ Kurs weiter machen, oder muss ich erst den „Intro Mine Diver“ Kurs absolvieren? Oder auch umgekehrt von Mine zu Cave.

Grundsätzlich ist das Handwerkszeug (Leinen legen, Navigieren, Notfall-Skills wie der „Lost Line“ usw.) in Bergwerken und Höhlen das gleiche. Der Unterschied besteht in ein paar Theorielektionen. Beim Mine Diver erfährt man etwas über Bergwerke und bei Höhlen etwas natürlich Höhlen. Größerer Unterschied ist, dass es in Bergwerken keine Strömung gibt, was zu einigen zusätzlichen Überlegungen in der Tauchgangsplanung bei natürlichen Höhlen führt.

Insofern steht einem Interessenten eigentlich nichts im Wege von der Cave-Schiene auf der Mine-Schiene weiter zu machen und umgekehrt. Die fehlende Theorie bekommt man eh in dem dann aktuellen Lehrgang. Also kann man die Frage mit einem „Ja“ beantworten. Auch hier gibt es wieder ein „aber“ … es gibt Instructoren, die lehnen es ab und verlangen erst den entsprechenden Kurs. Jetzt kann man natürlich argumentieren, dass man in jedem Lehrgang (gerade bei unterschiedlichen Instructoren) immer etwas lernt, aber das war nicht die Frage. Insofern gibt es keine feste Regel. Da der Schüler die freie Instructor Wahl hat, kann er mit dem entsprechenden Instructor vorher darüber sprechen und dann sieht man, ob man zusammen kommt.